Milan Chabera

wurde 1954 in Prag geboren und war in den Jahren 1974 bis 1979 Schüler von Professor Jan Smetana an der Prager Akademie der bildenden Künste. Chabera Bedeutung und künstlerische Stärke liegen in seinen expressiven Figurenbildern. Seit mehr als 20 Jahren genießen diese bei Museen und privaten Sammlern internationale Anerkennung. Milan Chabera zählt zu den wichtigsten Vertretern eines zeitgenössischen, tschechischen Expressionismus. Milan Chabera interessiert sich für den Menschen, für das Menschliche in all seinen Schattierungen. Auf seinen vielen Portraits seziert er den Menschen von innen und außen: Zum einen legt er durch physiognomische Studien, Mimik und Gestik psychische Gründe und Abgründe frei. Zum anderen zeigt er menschliche Wesen als zappelnde Marionetten in ihrem sozialen Umfeld. Diese Dekonstruktion des Menschlichen, die durch Chaberas dynamischen, abstrakt-figurativen Stil anschaulich wird, hat in der tschechischen Bildenden Kunst eine lange Tradition, deren Ausgangspunkt der europäische Expressionismus ist. Chabera setzt diese Tradition fort, lässt aber auch andere Stilrichtungen in seinen Arbeiten anklingen: Die Art seiner Figuren-Komposition erinnert an den Prager Kubismus. Das Inkarnat, die rosa Gesichtsfarbe, seiner Figuren und verschiedene Bewegungsmotive ähneln der psychologisch motivierten Zergliederung der Gesichter und Gestalten von Francis Bacon. Dass Chabera an der Figuralexpression festhält, wird um so verständlicher, wenn man bedenkt, welcher Generation tschechischer Künstler er angehört: Nach der Niederschlagung des Prager Frühlings rieben sich in den 70er Jahren viele Künstler an dem Diktat des offiziellen, staatlichen Kunstprogramms, das ja ein ganz anderes Menschenbild wünschte. Milan Chabera schildert den Menschen, wie er ist, nicht wie er sein sollte.  (Süddeutsche Zeitung)